Geht der Börse jetzt die Luft aus?
Veröffentlicht von
SWISSINVEST
am
28.03.2017
Aktuell ziehen die Börsenkurse wieder an. Doch wie Nachhaltig ist dieser Trend? Zuvor war der Aufwärtstrend fast einem Monat lang ins Stocken geraten. Kündigt sich hier schon wieder die Sommerflaute an, oder was ist los?
Nun gut, die US-Notenbank Fed hat den Leitzins nun auf 0,75 - 1,00 Prozent angehoben. Aber das war so erwartet worden. Und es ist auch klar, dass die US-Zentralbank im Laufe des Jahres die Zinsen weiter anheben will. Aber möchte nicht die US-Regierung die Konjunktur mit Steuersenkungen und Infrastruktur-Maßnahmen ankurbeln? Ja, das will sie, aber das ist noch ganz unkonkret. Außerdem: Die Konjunktur läuft ja bereits gut, sowohl in den USA als auch in Europa als auch in Asien. Und das wird die US-Zentralbank ermutigen, nun möglichst rasch zu einer „Zins-Normalität“ zurückzukehren. Sie muss ja jetzt keine Angst mehr haben, dass sie den Aufschwung abwürgen werde, wenn sie die lockere Geldpolitik beendet.
Die Graphik zeigt, dass die US-Zentralbank schon seit 2015 allmählich ihre Zinspolitik geändert hat. Und das war ja auch dringend nötig, denn solche Minizinsen hatte es ja in den letzten 150 Jahren nie gegeben!. Die letzten zehn Jahre waren sozusagen eine Ausnahme, um mit den Folgen der weltweiten Krise am Finanzmarkt fertig zu werden.
Noch zieht Europa ja nicht mit. Vorläufig bleibt es bei den Negativzinsen.
In früheren Zeiten (70er und 80er Jahre) gerieten die Anleger ja bei steigenden Zinsen schnell in Panik, und das mit Recht. Aber seit nicht mehr die Inflationsgefahren und deren Bekämpfung durch die Zentralbanken Sorgen bereiten, sondern Konjunkturschwäche, Rezession und Deflation, haben steigende Zinsen ihren Schrecken verloren. Eher im Gegenteil: Sie gelten jetzt sogar als Bestätigung, dass es der Wirtschaft gut geht. Im Übrigen laufen die Anleihezinsen ja nicht davon. Zwar gibt es außerhalb der Schweiz im 10jhr. Bereich keine Negativzinsen mehr. Aber die Anleihezinsen bleiben immer noch so niedrig, dass sie keine Konkurrenz zu Aktien darstellen.
Warum jetzt mehr Vorsicht angebracht ist
„Aber warum denn überhaupt diese Vorsicht jetzt? Die Börse läuft doch endlich richtig gut! Alle Konjunkturindikatoren zeigen nach oben. Und seit 15 Jahren lief die Börse doch immer mit der Konjunktur!“ Ja, dieser Einwand eines Lesers ist sicher zutreffend. Und es gibt noch mehr gute Argumente, dass die Aktienbörsen Nachholbedarf haben. Wir haben sie ja selbst immer wieder erwähnt.
Da ist zum Beispiel der Banken-Index, der zehn bedeutende Banken aus aller Welt repräsentiert. Er ist seit 2007 immer noch um mehr als die Hälfte gefallen. Man könnte fragen: Ist da nicht eine Menge Nachholbedarf drin?
Aber Gegenfrage: Gibt es künftig noch so hohe Gewinne bei den Banken, wie man früher meinte?
Und da ist auch der Eurostoxx-50-Index, der die 50 wichtigsten Unternehmen im Euro-Raum darstellt. Er liegt 25% unter seinem Kurs vor zehn Jahren. Ist es nicht an der Zeit, das endlich aufzuholen?
Aber Gegenfrage: Wächst Europa künftig zusammen oder fällt es immer mehr auseinander?
Unsere Vorsicht gründet auf folgenden Fakten:
Im letzten Börsenseminar im Herbst 2016 haben wir die Kennzeichen einer bevorstehenden Aktienbaisse genannt. Damals waren sie nicht spruchreif, jetzt aber schon!
a) Fast alle Aktienindizes der Welt liegen seit geraumer Zeit über ihrem 200-Tage-Durchschnitt.
b) DAX und SMI sind seit mehr als drei Jahren jedes Kalenderjahr gestiegen.
c) Die Stimmung ist gut; alle Medien empfehlen, Aktien zu kaufen.
d) Neue Unternehmen drängen an die Börse; ständig hört man von großen Übernahmen.
Das alles trifft nun mittlerweile zu! Hier einige Titelseiten von Börsenzeitschriften:
„Neuer Markt – Es geht wieder los“ (Börse Online, 2.3.2017)
„Sind Aktien zu teuer? – Im Gegenteil!“ (Der Aktionär, 3.3.2017)
„Das große Fressen – Übernahmen und Megadeals“ (Börse Online, 16.3.2017)
„Titanen fürs Depot – Die 20 besten Aktien der Welt“ (Der Aktionär, 17.3.2017)
Außerdem ist es immer gut, einen Blick auf unsere Seite 7 zu werfen: Seit einer Weile sind mehr oder weniger alle wichtigen Aktienindizes über ihrem 200-Tage-Durchschnitt.
Trotzdem jetzt nicht alles verkaufen!
Das alles ist noch kein Grund für einen generellen Verkauf, vor allem solange unser Gesamtsystem Kaufsignale sendet.
1. Wir haben jetzt die historische Ausnahmesituation, dass die Dividendenrenditen im Schnitt deutlich höher sind als die Renditen von Anleihen. Deshalb kann auch eine deutliche fundamentale Höherbewertung des Aktienmarktes gerechtfertigt sein.
2. Die Masse der Anleger folgt dem Trend, und dies umso unbesorgter, je länger dieser Trend schon anhält. Daher ist auch nicht genau zu bestimmen, wann der Trend kippt. 1987 und im Jahr 2000 ging es auch noch monatelang nach oben – trotz zu hoher Bewertung.
3. Der April ist im Durchschnitt der freundlichste Börsenmonat des Jahres. Den sollte man zumindest noch abwarten, ehe man verkauft.
4. Unser Gesamtsystem gibt kein Verkaufssignal. Und selbst unsere zwei kurzfristigen Indikatoren (9-Monats-Hoch-Tief-Methode und 32-Wochen-Indizes-Methode), die immer schnell reagieren, geben noch kein Warnsignal. Wenn das allerdings kommt, werden wir zum schnellen Abbau der Aktiendepots raten.
Fazit: Abwarten und engagiert bleiben!
Ihr
Uwe Lang (Chefredakteur)
Auszug aus den BÖRSENSIGNALEN Nr.: 07/2017
Die Graphik zeigt, dass die US-Zentralbank schon seit 2015 allmählich ihre Zinspolitik geändert hat. Und das war ja auch dringend nötig, denn solche Minizinsen hatte es ja in den letzten 150 Jahren nie gegeben!. Die letzten zehn Jahre waren sozusagen eine Ausnahme, um mit den Folgen der weltweiten Krise am Finanzmarkt fertig zu werden.
Noch zieht Europa ja nicht mit. Vorläufig bleibt es bei den Negativzinsen.
In früheren Zeiten (70er und 80er Jahre) gerieten die Anleger ja bei steigenden Zinsen schnell in Panik, und das mit Recht. Aber seit nicht mehr die Inflationsgefahren und deren Bekämpfung durch die Zentralbanken Sorgen bereiten, sondern Konjunkturschwäche, Rezession und Deflation, haben steigende Zinsen ihren Schrecken verloren. Eher im Gegenteil: Sie gelten jetzt sogar als Bestätigung, dass es der Wirtschaft gut geht. Im Übrigen laufen die Anleihezinsen ja nicht davon. Zwar gibt es außerhalb der Schweiz im 10jhr. Bereich keine Negativzinsen mehr. Aber die Anleihezinsen bleiben immer noch so niedrig, dass sie keine Konkurrenz zu Aktien darstellen.
Warum jetzt mehr Vorsicht angebracht ist
„Aber warum denn überhaupt diese Vorsicht jetzt? Die Börse läuft doch endlich richtig gut! Alle Konjunkturindikatoren zeigen nach oben. Und seit 15 Jahren lief die Börse doch immer mit der Konjunktur!“ Ja, dieser Einwand eines Lesers ist sicher zutreffend. Und es gibt noch mehr gute Argumente, dass die Aktienbörsen Nachholbedarf haben. Wir haben sie ja selbst immer wieder erwähnt.
Da ist zum Beispiel der Banken-Index, der zehn bedeutende Banken aus aller Welt repräsentiert. Er ist seit 2007 immer noch um mehr als die Hälfte gefallen. Man könnte fragen: Ist da nicht eine Menge Nachholbedarf drin?
Aber Gegenfrage: Gibt es künftig noch so hohe Gewinne bei den Banken, wie man früher meinte?
Und da ist auch der Eurostoxx-50-Index, der die 50 wichtigsten Unternehmen im Euro-Raum darstellt. Er liegt 25% unter seinem Kurs vor zehn Jahren. Ist es nicht an der Zeit, das endlich aufzuholen?
Aber Gegenfrage: Wächst Europa künftig zusammen oder fällt es immer mehr auseinander?
Unsere Vorsicht gründet auf folgenden Fakten:
Im letzten Börsenseminar im Herbst 2016 haben wir die Kennzeichen einer bevorstehenden Aktienbaisse genannt. Damals waren sie nicht spruchreif, jetzt aber schon!
a) Fast alle Aktienindizes der Welt liegen seit geraumer Zeit über ihrem 200-Tage-Durchschnitt.
b) DAX und SMI sind seit mehr als drei Jahren jedes Kalenderjahr gestiegen.
c) Die Stimmung ist gut; alle Medien empfehlen, Aktien zu kaufen.
d) Neue Unternehmen drängen an die Börse; ständig hört man von großen Übernahmen.
Das alles trifft nun mittlerweile zu! Hier einige Titelseiten von Börsenzeitschriften:
„Neuer Markt – Es geht wieder los“ (Börse Online, 2.3.2017)
„Sind Aktien zu teuer? – Im Gegenteil!“ (Der Aktionär, 3.3.2017)
„Das große Fressen – Übernahmen und Megadeals“ (Börse Online, 16.3.2017)
„Titanen fürs Depot – Die 20 besten Aktien der Welt“ (Der Aktionär, 17.3.2017)
Außerdem ist es immer gut, einen Blick auf unsere Seite 7 zu werfen: Seit einer Weile sind mehr oder weniger alle wichtigen Aktienindizes über ihrem 200-Tage-Durchschnitt.
Trotzdem jetzt nicht alles verkaufen!
Das alles ist noch kein Grund für einen generellen Verkauf, vor allem solange unser Gesamtsystem Kaufsignale sendet.
1. Wir haben jetzt die historische Ausnahmesituation, dass die Dividendenrenditen im Schnitt deutlich höher sind als die Renditen von Anleihen. Deshalb kann auch eine deutliche fundamentale Höherbewertung des Aktienmarktes gerechtfertigt sein.
2. Die Masse der Anleger folgt dem Trend, und dies umso unbesorgter, je länger dieser Trend schon anhält. Daher ist auch nicht genau zu bestimmen, wann der Trend kippt. 1987 und im Jahr 2000 ging es auch noch monatelang nach oben – trotz zu hoher Bewertung.
3. Der April ist im Durchschnitt der freundlichste Börsenmonat des Jahres. Den sollte man zumindest noch abwarten, ehe man verkauft.
4. Unser Gesamtsystem gibt kein Verkaufssignal. Und selbst unsere zwei kurzfristigen Indikatoren (9-Monats-Hoch-Tief-Methode und 32-Wochen-Indizes-Methode), die immer schnell reagieren, geben noch kein Warnsignal. Wenn das allerdings kommt, werden wir zum schnellen Abbau der Aktiendepots raten.
Fazit: Abwarten und engagiert bleiben!
Ihr
Uwe Lang (Chefredakteur)
Auszug aus den BÖRSENSIGNALEN Nr.: 07/2017