Zucker: Die Dosis macht das Gift

BörseGo AG
Veröffentlicht von BörseGo AG am 03.05.2012
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Gold- & Rohstoff-Report

Die Dosis macht das Gift: Jeder, der einmal zuviel Schokolade und Süßigkeiten gegessen hat, kennt es: Übelkeit macht sich breit und die Stimmung, die zunächst gut war, schlägt ins Gegenteil um. Das ist jetzt auch am Zuckermarkt passiert. Dort gibt es auch zuviel Zucker. Die Anzahl der Wetten spekulativer Anleger auf steigende Zuckerpreise fiel im April um 60%. Die Preise rutschten seit Dezember von 25 auf 20,88 Cents und damit schon knapp auf das Produktionskostenniveau von 19 Cents. Gleichzeitig stieg das Interesse am Zuckerterminmarkt seit Dezember um 50%, was vor allem damit zu erklären ist, dass Produzenten ihre Preisabsicherungen seither verdreifachten. Sie wissen um das weltweite Überangebot am Zuckermarkt Bescheid und geben Preisrisiken an die Spekulanten ab. Darin liegt eine Chance: Nämlich jene, sich frühzeitig in den Zuckermarkt einzukaufen.


 

 

Die Ernte in diesem Jahr – vor allem jene in Brasilien – bringt den Weltmarkt in eine Situation, in der das Angebot die Nachfrage vermutlich noch bis in dritte Quartal 2013 hinein übersteigen wird. Das bedeutet: Ein handfester Auslöser für bald steigende Preise ist nicht zu finden. Da die Korrektur den Preis jedoch in den vergangenen zwölf Monaten bereits um 35% fallen ließ, könnte der Großteil der Korrektur bereits hinter diesem Markt liegen.

Im Blog auf www.limitup.de warnte ich bereits vor einer Korrektur im Zuckerpreis. Dabei wurde ein Ziel von rund 19 Cents genannt. Dieses Ziel ist nun in Reichweite. Möglicherweise kommt es auf diesem Preisniveau zu einer Bodenbildung. Diese sollte unbedingt abgewartet werden, bevor man in diesen Markt einsteigt, denn die Fundamentaldaten sind weiterhin miserabel. Die brasilianische Ernte liegt im Geschäftsjahr 2011/12, das im September endet, bei 39,1 Millionen Tonnen und damit rund zehn Prozent über dem Vorjahr. Weltweit wird die Ernte um fünf Prozent auf 161,4 Millionen Tonnen wachsen. In der neuen Saison 2012/13 könnte die Ernte bereits auf 169,2 Millionen Tonnen steigen, schätzen Analysten von Morgan Stanley. Daraus ergibt sich für das beendete Zuckerjahr ein Angebotsüberschuss von 4,6 Millionen Tonnen und für die Saison 2012/13 von 6,8 Millionen Tonnen. Letzterer Wert macht bereits 4% des Weltbedarfs aus.

Was Zucker nun so interessant werden lässt ist der negative Anreiz aus den Preisen für langfristig dringend notwendige Investitionen in den Ausbau der Zuckerproduktionskapazitäten. Was zunächst kryptisch klingt, ist naheliegend: Die wachsende Bevölkerung in Asien fällt zusammen mit einer erfolgreichen Industrialisierung, was den Lebensstandard dieser Menschen immer weiter steigen lässt. Die Lohnsteigerungen nehmen zu und die Menschen benötigen größere Mengen an hochwertigen Speisen, wozu auch der Zucker zählt. Bis zum Jahr 2030, schätzt die Commonwealth Bank of China, wird der Zuckerverbrauch in China um 60% wachsen – von derzeit 16 auf dann 26 Millionen Tonnen. Aber bereits heute ist der Bedarf hoch, und es häufen sich Berichte über eine fehlgeschlagene Ernte in China. Das würde erklären, warum China im Oktober bis Dezember 1,25 Millionen Tonnen Zucker importierte. Das ist die dreifache Menge des Vorjahres. Ein großer Teil dieser Importe dient dem Aufbau staatlicher strategischer Lagerbestände, heißt es in westlichen Medien. Das US-Landwirtschaftsministerium ist der Meinung, dass China im restlichen Geschäftsjahr, das bis September geht, nur noch lediglich weitere 103,000 Tonnen importieren wird. Die offiziellen chinesischen Daten für Januar-März wurden noch nicht veröffentlicht. Optimistischer ist da bereits die International Sugar Organisation: Sie schreibt über eine fehlgeschlagene chinesische Zuckerernte und auch darüber, dass China bis September insgesamt weitere 1,75 Millionen Tonnen Zucker importieren muss, um die Binnennachfrage bedienen zu können. Dadurch könnte sich der Angebotsüberschuss in diesem Jahr von erwarteten 4,6 Millionen Tonnen auf 2,85 Millionen Tonnen verringern, was die weltweite Bilanz bereits zum besseren wenden und die Preise auf niedrigem Niveau um 19 Cents stabilisieren könnte. 

 

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