Volkswagen: "Mit Strategie 2018" zum Weltmarktfuehrer
Volkswagen reicht es nicht, Europas größter Autobauer zu sein. In Wolfsburg zielt man auf die Weltmarktführerschaft im Automobilsektor ab, und das nicht nur bei den reinen Absatzzahlen, sondern vielmehr als eine Art Vorbild in Sachen Technologie und Umgang mit den Mitarbeitern. Die glänzenden Absatzzahlen aus dem vergangenen Geschäftsjahr dürften dem Versuch dieses Ziel zu erreichen, neuen Schub verliehen haben. Wenn dann auch endlich die Porsche-Übernahme klappt und sich Rechtsicherheit in der Frage des VW-Gesetzes des Landes Niedersachsen ergibt, dürfte dem Aufstieg von VW zur weltweiten Nummer eins wenig im Wege stehen. Wenn sich sogar noch die Euro-Krise im weiteren Jahresverlauf 2012 entspannen sollte, dürften sich die europäischen Wachstumszahlen auf dem Automobilmarkt verbessern, die in der letzten Zeit aufgrund der Probleme rund um die europäische Staatsschuldenkrise hinterherhinkten.
"Strategie 2018" soll VW zum "Leuchtturm der Automobilindustrie" machen
Bei Volkswagen hat man sich mit der "Strategie 2018" ambitionierte Ziele gesetzt, wobei das Unternehmen angesichts eines Rekordjahres 2011 auf einem sehr guten Weg zu sein scheint, die eigenen Vorgaben erreichen zu können. Dabei hat sich der Volkswagen Konzern konkret vier Ziele auf die Fahnen geschrieben: VW möchte bei der Kundenzufriedenheit und Qualität weltweit führend sein. Der Absatz soll auf über 10 Mio. Fahrzeuge pro Jahr wachsen. Die Umsatzrendite soll mindestens 8% betragen, außerdem will man sich in allen Bereichen zum Top-Arbeitgeber entwickeln.
"Der Volkswagen Konzern hat seine Erfolgsserie 2011 nahtlos fortgesetzt. Die Strategie 2018 greift. Wir kommen auf unserem Weg an die Spitze der Automobilindustrie Stück für Stück voran", sagte Prof. Dr. Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, bei der jüngsten Vorlage der Bilanz für das Geschäftsjahr 2011. Das Selbstbewusstsein, mit dem die Wolfsburger an die Spitze des weltweiten Automobilmarktes drängen, scheint durch die neuerlichen Rekordergebnisse für das Jahr 2011 nochmals gestärkt worden zu sein. Immerhin konnte man Rekorde beim Absatz, Umsatz und Ertrag verbuchen.
2012 soll sogar noch besser werden als das Rekordjahr 2011
Dabei wurde der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 25,6% auf 159,3 Mrd. Euro gesteigert. Beim operativen Ergebnis ging es in der gleichen Zeit sogar um mehr als 50% auf 11,3 Mrd. Euro nach oben. Die sehr guten Ergebnisse im vergangenen Jahr waren zu einem sehr großen Teil der positiven Entwicklung beim Absatz geschuldet. Besonders positiv zeigten sich dabei die Geschäfte in den Schwellenländern und die verbesserten Bedingungen auf dem US-Markt. VW konnte die Zahl der Auslieferungen im Vergleich zum Vorjahr um 14,7% auf 8,3 Millionen Fahrzeuge steigern, womit zum ersten Mal die Marke von 8 Millionen Fahrzeugen überschritten wurde. Im Zuge dessen stieg auch der weltweite Marktanteil im Pkw-Geschäft von 11,3% auf 12,3%. Die Umsatzrendite wurde bereits im vergangenen Jahr mit 7,8% knapp unter das Langfrist-Ziel von 8% angehoben. Wenn man die Sondereffekte aus der Neubewertung der Put-/Call-Rechte bezüglich der Porsche Zwischenholding GmbH mitrechnet, würde der Wert für 2011 sogar bei 11,9% liegen.
Auch für das laufende Geschäftsjahr 2012 sieht sich VW auf einem guten Wachstumspfad, wobei sich die negativen Auswirkungen der schwierigen konjunkturellen Lage in Europa laut Unternehmensangaben im Rahmen halten sollen. In den ersten beiden Monaten konnte man den Absatz bereits um 7,7% steigern. Außerdem sind in diesem Jahr mehr als 40 neue Modelle geplant, wie der Audi A3 oder der Golf. Somit sollen die Absätze im Vergleich zum schon sehr guten Jahr 2011 im Jahr 2012 nochmals gesteigert werden. Insgesamt erwartet VW, ohne konkrete Zahlen zu nennen, im Vergleich zu 2011 einen Umsatzanstieg. Zu diesem Umsatzanstieg soll auch die zum 9. November 2011 erfolgte Vollkonsolidierung der MAN SE beitragen. Beim operativen Ergebnis hat man sich das Ziel gesetzt, das 2011er-Niveau wieder zu erreichen. In diesem Punkt ist man etwas konservativer bei der Prognose, aufgrund einer "zunehmenden Wettbewerbsintensität in einem herausfordernden Marktumfeld, insbesondere in einigen europäischen Ländern".
Einige Hürden müssen noch genommen werden
Auf dem Weg zur weltweiten Nummer eins in der Automobilindustrie gibt es für VW allerdings noch einige Baustellen, um die man sich zuvor kümmern muss. Von Unternehmensseite versucht man immer noch alles, um die Porsche-Übernahme so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen. Das Problem bei einem schnellen Zusammenschluss liegt darin, dass sich erhebliche steuerliche Aufwendungen ergeben würden, denn die gegenseitig eingeräumten Kauf- und Verkaufsoptionen wären erst im August 2014 steuerfrei. Verzögernd dürften sich auch die laufenden Klagen einiger Aktionäre von Porsche auswirken, die Porsche eine Verschleierungstaktik bei dem Versuch VW zu übernehmen vorwerfen.
Außerdem herrscht weiterhin ein Streit zwischen der EU-Kommission und dem Land Niedersachsen über das so genannte VW- Gesetz. Dieses räumt dem Land ein Veto-Recht bei Europas größtem Autobauer ein, obwohl es lediglich 20% der VW-Stammaktien hält und nach deutschem Recht mindestens 25% für eine Sperrminorität notwendig sind. Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister sagte allerdings kürzlich in einem Interview mit dem "Wall Street Journal", dass es "Mittel über das VW-Gesetz hinaus gibt, um die besondere Rolle Niedersachsens zu sichern." Im Gespräch ist dabei eine Aufstockung des Anteils Niedersachsens auf 25% oder eine Abstimmung der VW-Aktionäre.
Fazit:
Nachdem sich die VW-Aktionäre zwischen September vergangenen Jahres und Februar 2012 über ein Kursplus von etwas mehr als 75% freuen konnten, darf man gespannt sein, ob das Papier immer noch Luft nach oben hat. Zumindest im Monat März ergab sich durch einen Rückgang von etwas mehr als 10% für alle diejenigen eine neuerliche Einstiegschance, die an den Weg von VW an die Weltspitze im Automobilsektor glauben. Angesichts der Rekordergebnisse aus dem Geschäftsjahr 2011 und der trotzdem immer noch steigenden Absatzzahlen, dürfte sich VW auf einem guten Weg befinden, dieses ehrgeizige Ziel bis zum Jahr 2018 zu erreichen.
Im Hinblick auf die positiven Zukunftsaussichten, ein aktuelles KGV von gerade einmal sieben und den zwischenzeitlichen Kursrücksetzern könnte eine attraktive Einstiegsmöglichkeit immer noch gegeben sein. Sollte es VW auch noch gelingen, die Porsche-Übernahme schnell und unter möglichst geringen steuerlichen Belastungen über die Bühne zu bringen, wäre ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Marktführerschaft getan. Lediglich die durch die Euro-Krise verursachte Schwäche auf dem europäischen Automobilmarkt könnte VW in der nahen Zukunft einen Strich durch die Rechnung machen. Die Frage bleibt, ob man es wie im vergangenen Jahr durch sehr gute Geschäfte in den Schwellenländern und den USA schafft, die aktuelle Schwäche in Europa wettzumachen.
In diesem Artikel erwähnt:
DE0007664039 | VOW3 |