Kakao: Unsicherheit erzeugt Volatilität
Der Kakaopreis ist „unten“. Das ist die Meinung des weltgrößten Schokoladenherstellers Barry Callebaut. Die Preise werden sich seitwärts bewegen, könnten aber übergeordnet wieder steigen.
Schokolade wird aus Kakaopuder, Kakaobutter und in einigen Fällen auch aus Kakaoölprodukten hergestellt. Unternehmen wie BT Cocoa, Barry Callebaut, ADM oder Cargill kaufen Kakao in großen Mengen an den Häfen in der Elfenbeinküste, Ghana, Indonesien und in einigen wenigen südamerikanischen Ländern, um es dann zu verarbeiten und an die Schokoladenhersteller wie Hershey Foods, Nestlé, Mars oder Cadbury Schweppes zu verkaufen, die den Kakao dann weiterverarbeiten, verpacken und vermarkten.
Barry Callebauts CEO Jürgen Steinemann betonte, dass die Kakaopreise in den vergangenen Wochen zwischen 1400 und 1600 Pfund seitwärts tendierten, wobei „hohe Intraday-Volatilität“ zu beobachten gewesen sei. Steinemann rechnet mit einer Fortsetzung der Seitwärtsbewegung in den kommenden Monaten, und fügt hinzu, dass es in diesem Jahr eine „gute Ernte“ geben werde.
Kurzfristig ist der Markt also entspannt, langfristig – auf Sicht von Jahren – gebe es allerdings Grund zur Besorgnis, so Steinemann. Sollte der Kakaomarkt jedoch pro Jahr weiterhin mit Raten zwischen zwei und drei Prozent wachsen, könnte es Probleme geben, da das Angebot seit Jahren nahezu stagniere. Vor diesem Hintergrund könnte der weltweite Kakaomarkt immer anfälliger werden für Preisspitzen, ausgelöst etwa durch Ernteverluste.
Ivorisches Auktionssystem im Visier
Nun arbeitet die ivorische Regierung unter dem neuen Präsidenten Alassane Ouattara an einer Reform des dortigen Kakaosektors. Seit Ende Januar gilt dort ein neues Auktionssystem für Kakao, das Mindestpreise für die ivorischen Kakaoproduzenten garantieren soll. Mehrere Einkäufer haben an den Auktionen seit Februar bereits teilgenommen, allerdings betont Steinemann, dass die Details der ivorischen Reformen mit Ausnahme der Auktionen bislang größtenteils unbekannt sind. Selbst die Auktionen selbst werden nur zaghaft von der Industrie angeommen. 40% der Kakaoproduktion stammt aus der Elfenbeinküste und die Unsicherheit, wie sich das neue Auktionssystem auf das ivorische Kakaoangebot in diesem Jahr auswirken wird, erzeugt eine hohe Schwankungsbreite an der Kakaobörse in London. Nachdem die durchschnittliche Schwankungsbreite des Kakaopreises dort im Dezember noch rund 30 Pfund pro Tonne betrug, stieg selbige bis Januar bis auf 55 Pfund/Tonne/Tag an. Zuletzt schwankt Kakao mit 42 Pfund/Tonne/Tag.
Gold& Rohstoff-Report-Anlage-Idee:
Kakao ist günstig. Anleger, die auf steigende Preise setzen wollen, sollten jedoch beachten, dass sich der Kakaomarkt in einer Contango-Situation befindet. Das bedeutet: Kontrakte, die eine weiter in der Zukunft liegende Lieferung vorsehen, sind teurer, als Kontrakte, die eine zeitnahe Lieferung vorsehen. Dadurch entstehen bei einer fortlaufenden, auf mehrere Monate angelegten Haltedauer Rollverluste. Da der investierte kürzeste Kontrakt sich mit abnehmender Laufzeit immer mehr dem Spotpreis annähert, muss der Spotpreis über die Laufzeit des Kontrakts stärker gestiegen sein, als es der Terminmarkt vorweggenommen hat. Wer Kakao heute kauft und plant, den Schein bis Mai 2014 zu halten, der muss einen Anstieg bis dahin auf über 1510 Pfund erwarten (siehe Grafik 1, auf Seite 10). Das ist allerdings keine sonderlich große Erwartungshaltung. Neben dem RollReturn müssen Schwankungen zwischen dem Euro und dem britischen Pfund beachtet werden. Wertet das britische Pfund gegenüber dem Euro während der Haltedauer auf, so entstehen Währungsgewinne, im umgekehrten Fall Währungsverluste.