JOHN DEERE (WKN: 850 866; 76,94 $) - Gelegenheiten sollte man nutzen
Er herrscht Dürre. Die Trockenheit, nicht nur in den USA, sondern auch in Russland und der Ukraine, gilt für die globale Landwirtschaft als Katastrophe. Die Bilder aus den Dürregebieten des mittleren Westens der USA sind erschreckend. Verdörrte Mais-, Weizen- und Sojabohnenfelder soweit das Auge reicht. Wir hatten zuletzt im Rahmen unserer Kaufempfehlung des Düngemittelherstellers CF Industries in Ausgabe 30 (bitte nachlesen) dieses Thema aufgegriffen.
Deere Co. ist mit rund 30 Mrd. $ Umsatz der größte Landtechnikkonzern der Welt. 1837 besaß John Deere, ein Hufschmied und Erfinder, nicht viel mehr als eine Werkstatt, ein ausrangiertes Sägeblatt und eine Idee, die den Landwirten helfen und das Bild der Landwirtschaft verändern sollte. Heute bietet Deere ein komplettes Landtechnik-Sortiment über Traktoren, Mähdrescher, Rundballenpressen, Rasenmäher und vieles mehr an. Allerdings machen sich die Anleger zuletzt Sorgen. Die einhellige Meinung:
Dürre gleich Ernteausfälle, gleich Trecker bleibt in der Scheune, gleich Nachfrage nach Landmaschinen mangelhaft. Und in der Tat macht sich dies im Zahlenwerk von Deere offensichtlich bemerkbar. Das zweite Quartal lag unter den Erwartungen, und gleichzeitig wurde die Prognose für das Gesamtjahr gekappt. Statt eines Gewinns von 3,35 Mrd. $ rechnet man für 2012 nur noch mit einem Nettogewinn von 3,1 Mrd. $. Das liegt jedoch nicht nur an der Dürre, sondern auch an der verspäteten Auslieferung eines neuen Mähdreschers. Die Aktie kam daraufhin unter Druck. Das ist die kurzfristige Sichtweise. Wir denken einen Schritt weiter:
Jährlich wächst die Weltbevölkerung um 80 Mio. Menschen. Die Zahl von 7,1 Milliarden wird in Kürze erreicht. Während die globalen Geburtenraten etwa seit den 1950er Jahren sinken, wird dieser Effekt durch die Langlebigkeit mehr als ausgeglichen. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Erdöl allgemeiner, Energie und Rohstoffen aller Art muss demnach erheblich ausgeweitet werden. Energien lassen sich zwar durch neue technologische Entwicklungen bis zu einem gewissen Punkt ersetzen, Nahrungsmittel aber nicht.
Mittel- bis langfristig sind die Aussichten für Deere also exzellent. Denn die Nachfrage nach Nahrungsmitteln wird in den nächsten Jahren rasant zunehmen. Deshalb klingen die Planzahlen des Unternehmens in den nächsten sechs Jahren, den Umsatz von 30 auf 50 Mrd. $ hochzufahren, nicht unrealistisch. Der Gewinn sollte proportional dazu mitlaufen. In den letzten 10 Jahren ist das mehr als gelungen. Für 2012 liegen die Analystenschätzungen für den Gewinn je Aktie bei 7,81 $. Damit liegt das KGV knapp unter 10. Ein Blick auf die letzten 10 Jahre zeigt auch, dass es nie falsch war, die Aktie bei einem KGV von 10 zu kaufen. Wesentlich tiefer ist die Bewertung noch nie gefallen.
Eine Dividende gibt es natürlich auch noch. Derzeit zahlt man 46 Cent je Aktie im Quartal. In den letzten 10 Jahren stieg die Ausschüttungsquote um mehr als 300 % und seit 2010 um 64 %. Die Dividendenrendite liegt aktuell bei 2,45 % und damit deutlich über dem Niveau amerikanischer und deutscher Staatsanleihen. Auch in den nächsten Jahren wird die Dividende weiter steigen. Die hohe Verschuldung mit rund 27 Mrd. $ ist nur vordergründig ein Problem. Der größte Teil dieser Verschuldung liegt in der Finanzdienstleistungs-Sparte. Die Landgeräte werden von den Farmern in der Regel über Deere fi nanziert. Die Kreditausfallrate lag seit 1990 nie über 1,6 % und wird 2012 bei 0 % liegen.
Fazit: Fairer Wert und Ziel sind 112 $. Dazu unterstellen wir einen Gewinn je Aktie von 8,68 $ per 2013 und eine KGV-Ausweitung auf 13.
In diesem Artikel erwähnt:
DE0005937007 | MAN |