INTEL oder AMD oder beide?

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 26.06.2013
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Aktionärsbrief

Seit der Gründung 1969 kämpft AMD gegen Intel an. Jahr für Jahr hat AMD diesen ewigen Zweikampf verloren. Gegen die Allianz Microsoft/Intel war AMD machtlos. Das drückt sich auch in den Zahlen aus. Intel hat im ersten Quartal 2013 mit rund 12 Mrd. $ zwölf Mal so viel erlöst wie AMD. Während Intel einen Gewinn von 2 Mrd. $ eingefahren hat musste AMD mal wieder einen Verlust von 146 Mio. $ einstecken. Während Intel den hohen Cashflow dazu nutzte den Technologievorsprung weiter auszubauen, fiel AMD immer weiter zurück. Schließlich war man sogar gezwungen, die eigene Fertigung auszulagern. Mit Qualcomm und Samsung liegen inzwischen zwei weitere Prozessorhersteller bei den Marktanteilen vor AMD, die nur noch 6,4 % erreicht. Das ist der Stand der Dinge. Beginnen wir mit Intel.


INTELS (WKN: 855 681; 24,16 $) Zukunft ist mobil und klein. Das neue Kernprodukt trägt den Namen „NUC“ (next unit of computing). Dieser Zwergrechner besitzt ein besonders kleines Mainboard mit den Abmessungen 10,8x10,8 cm und passt damit auch in kleine Gehäuse. Weil kein optisches Laufwerk verbaut wird, ist das Gehäuse nur noch knapp vier Zentimeter hoch und kann problemlos auf der Rückseite eines Monitors oder TV-Gerätes montiert werden. Damit leitet Intel den endgültigen Todesstoß des Desktop PC´s und möglicherweise auch den der Notebooks ein. In den USA haben bereits viele Stadtverwaltungen auf die NUCTechnologie umgestellt und ihre Desktop-PC´s sowie Notebooks verschrottet. Ein NUC passt in jede Westentasche. Eine günstigere, stromsparende (unter 10 Watt im Normalverbrauch gegenüber 100 Watt bei einem modernen PC mit Mehrkernprozessor) und passiv gekühlte Variante, die auf mobile Technologie aufbaut und dazu noch klein und lautlos ist, gibt es nicht. Bei Amazon sind einige Modelle zu Preisen zwischen 200 und 600 € bereits erhältlich.

Frontalangriff bei mobilen Endgeräten. Auch wenn Intel mit dem Motorola Razri schon zeigt, dass seine Smartphone-Chips leistungsfähig und zugleich sparsam sind, ist man in der Mobilfunkbranche bisher nur ein Außenseiter. Auch hier gibt es erste Signale einer Trendwende. So stellte Intel-Manager Tom Kilroy jetzt einen Prozessor vor, der nicht nur leistungsstärker als die Konkurrenzprodukte, sondern auch noch deutlich genügsamer beim Stromverbrauch ist. Erste Erfolge haben sich bereits eingestellt. Samsung stellte nun ein Android-Tablet (Samsung Galaxy 3 10.1) vor, das von Intels Atom-Prozessor Z2560 angetrieben wird. Angesichts der geballten Investitionskraft dürfte Intel aber mit jedem Quartal wettbewerbsfähiger werden. Und sobald die Prozessoren ab nächstem Jahr mit dem neusten Mobilfunkstandard LTE (Long Term Evolution) kompatibel sind, dürften Intel-basierte Smartphones auch in den Industrieländern vermehrt Erfolge feiern. Der teure Einstieg ins Mobilfunkgeschäft wird Intel dadurch erleichtert, dass sich das Serverchipgeschäft in jüngster Zeit als Gewinntreiber erwiesen hat. Ein positiver Nebeneffekt der mobilen Revolution ist eben, dass sie den Bedarf an Recheninfrastruktur erhöht.

Die Investitionsoffensive kann Intel locker stemmen. Intel verfügt über eine Liquidität von rund 19 Mrd. $. Und im laufenden Geschäftsjahr dürfte bei einem Umsatz von über 54 Mrd. $ ein freier Cashflow von 6 Mrd. $ verbleiben. Mit einem cashbereinigten KGV von 11 per 2014 und einer Dividendenrendite von 3,7 % (0,225 $ pro Quartal) rechtfertigt der Bewertungsansatz locker Kurse zwischen 30 und 32 $.

AMD (WKN: 863 186; 3,87 $) - geht die neue Strategie auf, wird sich der Kurs mindestens verdoppeln. Im ursprünglichen Kerngeschäft ist man gegen Intel chancenlos. Das hat man endlich erkannt. Deshalb will man Intel nun ziehen lassen und sich in Zukunft auf Nischenmärkte konzentrieren. Diese sind bereits gefunden.

Nische Eins: Das Gaming-Segment. Inzwischen hat sich AMD eine exzellente Position bei den Spielkonsolen aufgebaut. Für die Xbox One von Microsoft und die Playstation 4 von Sony liefert man die Logik- und Grafikprozessoren. Auch Nintendo mit der Wii U setzt auf die Grafikchips von AMD. Derzeit liegt der Gaming-Anteil erst bei 6 % des Gesamtumsatzes. Bis Jahresende könnte sich dieser Anteil auf rund 25 % erhöhen. Allein die Entwicklung und Herstellung der Prozessoren für die Xbox One dürfte AMD in den nächsten Jahren mehr als 3 Mrd. $ einbringen. Das dürfte für eine Stabilisierung der Lage sorgen, auch wenn die Zahlungen in langjährigen Schritten erfolgen werden. Damit brechen zugleich für den Konkurrenten NVIDIA harte Zeiten an, der zunehmend ins Hintertreffen gerät.

Nische Zwei: Netzrechner. Während Intel mobile Schwerpunkte setzt, dringt AMD in das bislang von Intel beherrschte (96 % Marktanteil) Server-Geschäft ein. Zuletzt hat AMD neue stromsparende Server-Chips auf Basis der ARM-Technik vorgestellt. Sie sind der Intel-Server-Technologie deutlich überlegen. Zudem hat man kürzlich mit SeaMicro einen Spezialisten auf diesem Gebiet übernommen.

AMD gilt auch als Übernahmekandidat. 75 % der Anteile liegen im Streubesitz. Der Rest liegt verteilt bei Finanzinvestoren wie die Vanguard Group. Als potenzieller Käufer wird immer wieder Intel genannt. In der Vergangenheit wurde die Machbarkeit eines solchen Deals aufgrund von kartellrechtlichen Bedenken angezweifelt. Mittlerweile ist das Geschäft mit Mikroprozessoren durch die zunehmende Verbreitung von Chips für andere Anwendungsgebiete jenseits von klassischen PCs und Notebooks deutlich breiter aufgestellt. Es gibt aber auch andere potenzielle Interessenten. So wurde zuletzt auch eine Übernahme durch Firmen wie Dell, Facebook, IBM, Nvidia, Qualcomm oder Samsung ins Spiel gebracht.

Fazit: INTEL ist die sichere Variante mit einem fairen Wert um 30 bis 35 % über dem aktuellen Kurs. AMD ist spekulativer, hat aber das Zeug, sich im Falle eines Turn-arounds (Wahrscheinlichkeit 60 bis 70 %) oder einer Übernahme zu verdoppeln.
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