Griechenland wählt Linksbündnis, der nächste Euro-Schocker
Die griechischen Bürger haben gestern gewählt und ihrem Frust freien Lauf gelassen. Sie haben sich klar gegen das Spardiktat aus Brüssel entschieden und das Linksbündnis Syriza mit einer deutlichen Mehrheit an die Spitze des Landes gewählt. Zur absoluten Mehrheit fehlten nur zwei Sitze. Syriza wird nun mit 149 Sitzen im Parlament (300 Sitze) vertreten sein und muss sich einen Koalitionspartner suchen. Die Gespräche sollen bereits heute beginnen und favorisierter Partner sind die rechtspopulistischen „Unabhängigen Griechen“.
Syriza-Anführer Tsipras hat den Griechen versprochen, die Sparpolitik im eigenen Land zu beenden, die Hilfspakete neu zu verhandeln und wenn nötig, Schuldenerlasse auszuhandeln oder gar aus dem Euro auszutreten.
Es wird nun sehr spannend. Brüssel muss erstmals gegen einen „nicht gehorsamen“ Euro-Mitgliedsstaat antreten und Tsipras steht unter gewaltigem Druck, seine Wahlversrechen einzulösen.
Für den Euro ist dies der nächste Schocker innerhalb weniger Tage. Alles begann mit dem Beschluss der Schweizer Nationalbank. Anschließend die Ankündigung von QE durch die EZB und nun das erste Land, das sich dem Spardiktat aus Brüssel widersetzen möchte.
Das Traurige an der ganzen Geschichte ist, dass die Bevölkerung Europas durch die Gemeinschaftswährung gesplittet wird. Die Ängste der Bürger um ihre finanzielle Zukunft steigen dramatisch und sie weichen auf den rechten oder linken Flügel aus.
Dies ist geschichtlich betrachtet in Extremsituationen ein normaler Vorgang, bringt aber erhebliche Risiken mit sich. Wenn es die politische Mitte nicht mehr schafft, das Volk zu hören und das Vertrauen in die Politik auf einem Nullpunkt angekommen ist, dann kommt die Zeit für die extremen Parteien.
Wir sehen diese gesellschaftlichen Veränderungen auch seit vielen Wochen in Deutschland. Egal was man von der PEGIDA Bewegung halten mag, die Beweggründe der Bürger sind die gleichen. Das Volk vertritt die Ansicht, dass zu viel über ihren Kopf hinweg entschieden wird und folglich gehen sie auf die Straßen und machen auf sich aufmerksam.
Die Distanz zwischen den Politikern und dem Volk wird immer größer. Die Politiker, die als gewählte Volksvertreter für das Volk eintreten soll, schweben in anderen Sphären.
Die Wahl in Griechenland war vermutlich erst der Anfang diese Bewegung und wie bereits am Freitag geschrieben, ist die Politik gefragt, Europa menschlich zusammenzuhalten und das in den letzten Jahren angerichtete finanzielle Chaos so zu lindern, um ein Auseinanderbrechen Europas zu verhindern.