BASF - Dividendenaktie mit Kursphantasie
Veröffentlicht von
Stephan Heibel
am
11.02.2014
Eine Dividendenaktie mit Konjunkturphantasie, wo gibt es das schon? BASF hat sich ein diversifiziertes Produktportfolio geschaffen, mit dem das Geschäft deutlich resistenter gegen Rückschläge in einzelnen Branchen geschützt ist. Gleichzeitig hat der Konzern durch diverse Effizienzmaßnahmen seine Kostenstruktur verbessert, sodass auch konjunkturelle Überraschungen inzwischen besser abgefangen werden können. Und für diese Phasen gibt es dann eine ordentliche Dividende.
Chemie in allen Lebenslagen
1865 wurde BASF in Mannheim gegründet. Leuchtgasgewinnung, Teer und Farben gehörten schon früh zu den Produkten des Unternehmens. Nach einem unrühmlichen Ausflug über den Konzern IG Farben im Dritten Reich wurde die BASF in der Nachkriegszeit bei der Zerschlagung von IG Farben erneut gebildet. Heute ist BASF das weltweit größte Chemieunternehmen, sowohl nach Marktkapitalisierung (74 Mrd. Euro), als auch nach Mitarbeiterzahl (110.000).
Chemie ist die Basis für Kunststoffe (37% des Konzernumsatzes). Für Kunststoffe werden genaue Eigenschaften definiert: Biegsamkeit, Stoßfestigkeit, Haptik, Temperaturbeständigkeit, Farbe, ... und all diese Eigenschaften führen dann zu einem speziellen Produkt.
Ich habe früher bei Hoechst gearbeitet und weiß daher, dass mir jeder BASF-Mitarbeiter nun an die Gurgel gehen will, wenn ich den Begriff „Kunststoff" der Einfachheit halber mit Plastik ersetze. Das Plastik wird dann für Kindergeschirr verwendet, für ein Schneidebrett, für Fernsehrahmen, für Armaturenverkleidung in Autos, für Bauelemente, etc. Plastik, das zum größten Teil aus Öl gefertigt wird, finden wir im täglichen Leben an allen Ecken.
22% des Umsatzes von BASF wird im Energiebereich erwirtschaftet, 9% in der Petrochemie, wo Cracker für die Öl- und Gasförderung genutzt werden. BASF ist also einer der Hersteller der Chemikalien, die von Förderunternehmen in den Boden gepumpt werden, um das dort befindliche Gas und Öl an die Oberfläche zu drücken (Cracking). Ein umstrittener Wachstumsmarkt mit hohen Margen.
In den Labors werden auch Agrarprodukte (8%) wie Düngemittel entwickelt. Die Automobilindustrie als Abnehmer von Plastik und Farben ist für 11% des Umsatzes verantwortlich, die Bauindustrie für 9%.
Glauben Sie mir, auch nach fünf Jahren im Hoechst-Konzern war es für mich immer wieder erstaunlich, in wie viele Bereiche Chemikalien eingehen. Ich würde sagen, der Chemiekonzern ist ein Abbild unserer Industrie.
Hohes Beta liefert Konjunktur-Katalysator
BASF hat ein Beta von 1,2. Das heißt, wenn der DAX um 10% steigt, steigt die BASF-Aktie um 12%. Im umgekehrten Fall sinkt BASF dann auch schneller als der DAX. BASF ist somit ein konjunktursensibler Wert, der seinen Aktionären insbesondere in Zeiten des Aufschwungs viel Freude macht.
Das Beta wird aber aus der Kursentwicklung der Vergangenheit errechnet. Und Sie wissen ja, dass sich die Vergangenheit nicht linear in die Zukunft fortschreiben lässt. BASF war fleißig und hat für die Zeiten eines konjunkturellen Abschwungs mehr Flexibilität in die Bilanz gebracht. Im nicht-finanzdeutsch heißt das: Es gibt insbesondere bei den Personalkosten mehr Dienstleister und Leiharbeiter, die jederzeit kurzfristig nach Hause geschickt oder auf Kurzarbeit gesetzt werden können.
Gleichzeitig hat BASF in den vergangenen Jahren stärker den Endkundenmarkt bearbeitet. Insbesondere in der Industrie gibt es immer wieder heftige Abnahmeschwankungen durch Investitionszyklen. Wenn wir uns jedoch das Konsumverhalten der Endkunden anschauen, so werden die Schwankungen wesentlich kleiner. BASF ist es gelungen, die starke Konjunkturabhängigkeit zu verringern, sodass Analysten inzwischen bereit sind, ein höheres Bewertungsmultipel anzusetzen. Denn: Je konstanter und berechenbarer das Geschäft, desto verlässlicher kann kalkuliert werden und desto geringer die Risikoabschläge bei der Bewertung.
Konjunkturzyklus: Wo stehen wir?
Es wird viel geschrieben über die Konjunktur in Europa, in den USA und in der Welt. Während in den USA ein Aufschwung läuft, der die US-Notenbank schon zur Drosselung der Liquiditätsflutung veranlasst hat, fürchtet man bei uns in Europa ein Absacken in die Deflation, was neue Liquiditätsspritzen der EZB erforderlich machen könnte. Bestenfalls haben wir eine Bodenbildung.
Die große Ungewisse ist China. In den vergangenen Tagen wurden die Schwellenländer durch die Medien gejagt: Argentinien, Türkei, Thailand, Indien, Venezuela, ... überall brodelt es, und die Angst geht umher, dass die dortigen Probleme auf uns überschwappen könnten. Bislang sieht es nicht danach aus, bislang ist jedoch China weder auf einem Erholungspfad, noch mit großen Problemen konfrontiert. China kämpft sich so durch.
Als Exportnation haben wir eine besonders starke Bindung an China, und entsprechend hängt unsere Konjunktur zu einem großen Teil vom Wohl und Wehe der Chinesen ab. Ich vermag es nicht, eine verlässliche Prognose über China zu erstellen, kann Sie also an dieser Stelle nur darauf hinweisen, dass meiner Einschätzung nach die Entwicklung in China ein wesentlicher Faktor für die Kursentwicklung des Exportunternehmens BASF sein wird. Nicht ausschließlich, weil BASF so viel nach China liefert, sondern auch weil BASF so stark mit der deutschen Wirtschaft verwoben ist, dass die Nachfrage vieler inländischer Kunden ebenfalls am Tropf von China hängt.
Bewertungsniveau vernünftig mit guten Aussichten
Das KGV 15e von BASF beträgt 12. Für ein hohes einstelliges Gewinnwachstum (2013e: 11%, 2014e: 7%) ist das in Ordnung. Das Umsatzwachstum kann da nicht mithalten, der Gewinn steigt überproportional, weil BASF, wie so ziemlich alle Konzerne weltweit, „Effizienzprogramme" umsetzt.
Eine Dividendenrendite von 3,5% ist durch einen hohen Cashflow gesichert. Die Verschuldung ist niedrig, die Eigenkapitalquote liegt bei 40%. Heute halte ich die Aktie für fair bewertet. Doch wo wird sie hinlaufen?
Nun, dafür sind natürlich viele Dinge ausschlaggebend. Nicht nur die Entwicklung in China, wie oben aufgezeigt, sondern auch das Anlegerverhalten im Allgemeinen wird eine Rolle spielen. BASF ist ein Zykliker mit sicherer, hoher Dividende. Das Unternehmen vereint also derzeit gleich zwei wesentliche Merkmale: Durch eine hohe Dividende wird das Sicherheitsbewusstsein der Anleger befriedigt. Diese hohe Dividende wird auch der Aktie Stabilität geben, sollte es in China doch nochmals schlimmer werden. Denn die Bilanz ist so stark, dass auch einige schwache Quartale meinen Berechnungen zufolge nicht dazu führen, dass die Dividende gekürzt werden müsste.
Auf der anderen Seite hat BASF eben das hohe Beta, also die Möglichkeit, im positiven Fall stärker anzusteigen als der Gesamtmarkt.
Für diese doppelte Chance halte ich daher das KGV 15e von 12 für sehr niedrig. Ich könnte mir gut ein faires KGV für BASF von 14 vorstellen, was einer Kurschance von 15% entspricht. Die Aktie könnte also von derzeit 80,50 Euro auf 92 Euro steigen. Als Zeithorizont würde ich da 12-18 Monate ansetzen, also bis Mitte 2015.
Kursverlauf: Stabiler Aufwärtstrend
Die Aktie ist seit Anfang 2009 von 20 auf nunmehr 80 Euro gesprungen. Der Aufwärtstrend sieht intakt aus. Zuletzt gab es im Dezember eine nennenswerte Korrektur von 79 Euro auf 74 Euro, seither hat die Aktie wieder neue Hochs erklommen.
So stark sind die Schwankungen bei BASF nicht, sodass das Timing eines Kaufs in meinen Augen nur einen geringen Einfluss auf den Erfolg haben wird. Aktuell notiert die Aktie bei 80,57 Euro und schickt sich an, neue Hochs zu erklimmen. Es könnte sodann bis zu einer Korrektur wieder etwas länger dauern.
FAZIT:
Ich halte BASF für eine Spekulation auf einer Konjunkturerholung mit gleichzeitiger Sicherheit einer hohen und durch den Cashflow gut abgesicherten Dividende. Auch wenn die Aktie derzeit knapp unter ihren Hochs notiert, ist ein deutlicher Rückschlag als Kaufgelegenheit eher selten, sodass ich mir darum kaum Gedanken machen würde. Wer eine Dividendenaktie mit Konjunkturphantasie für sein Portfolio braucht, ist bei BASF gut aufgehoben.
In diesem Artikel erwähnt:
DE000BASF111 | BAS |